Die Frage, inwiefern sich menschliches Verhalten und die Struktur der jeweilig gebrauchten Sprache gegenseitig beeinflussen, ist für das Verständnis von Translation und die Diskussion denkbarer Translationsstrategien von Bedeutung. Im ersten Teil der Vorlesung wird das Ineinander von Sprachstruktur und Verhalten anhand von zwei Beispielen, der deutschen und einer südamerikanischen Maya-Sprache, mit besonderem Bezug auf die ebenfalls anders geartete Rechtsauffassung in den zwei Kulturen veranschaulicht. Auf diesem Hintergrund wird im zweiten Teil versucht, für bekannte kulturelle und darin sprachwissenschaftliche Begriffe (wie Kultur, Zeichen, Begriff, Mem,... Translation) eine (zum Teil neue) Beschreibung zu finden. Der theoretische Ansatz wird mit Stichworten wie Perspektivität, Momentanität und Prozess (statt Statik) ausgearbeitet, die als Faktoren der Bedingtheit den Rahmen für jedes (translatorische) Handeln bilden. Statt Determination wird für jede Aussage/Handlung von einem Annahmecharakter ausgegangen, der auch die Frage nach dem freien Willen und nach (ethischer) Verantwortung in den Raum stellt. Ethik und Verantwortung werden mit Engführung auf das translatorische Handeln diskutiert.